Sorry, ohne Javascript steht nicht der volle Funktionsumfang zur Verfügung!

Gewalt und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche


Seit Jahren wird die katholische Kirche weltweit durch immer neue Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch erschüttert.

Unter massivem Druck der Öffentlichkeit beschloss daher die deutsche Bischofskonferenz im Jahr 2002 "Leitlinien" für den Umgang mit sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche. Diese führten jedoch nicht zu mehr Transparenz, weil auch diese Leitlinien vorsahen, Fälle von sexuellem Missbrauch vorwiegend innerhalb der katholischen Kirche unter Ausschluss der Öffentlichkeit und sogar weitgehend unter Ausschluss der Staatsanwaltschaften zu behandeln.

Zudem wurde zwischenzeitlich bekannt, dass sich katholische Bischöfe nicht immer an diese sowieso schon minimalen Leitlinien hielten. Es kam also auch danach noch vor, dass Priester trotz Verurteilung wegen sexueller Vergehen an ihnen anvertrauten Kindern wieder ins Priesteramt eingesetzt wurden. (Quelle: www.wir-sind-kirche.de)

Notwendige Reformen wurden mit dem Hinweis verweigert, die katholische Kirche dürfe sich nicht dem Zeitgeist beugen. (Quelle: www.wir-sind-kirche.de) Jedoch wurde andererseits von Seiten der katholischen Kirche der Zeitgeist bemüht, um Fälle von Gewalt gegen Kinder zu rechtfertigen. In unseren Augen ein wichtiger Widerspruch, den die katholische Kirche auflösen muss, um Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.

Selbst ein so prominenter Kirchenvertreter wie der Bruder des heutigen Papstes gestand ein, Kinder geschlagen zu haben (Quelle: BR-Online, 10.03.2010).

Auch Papst Benedikt XVI selbst gerät aufgrund seines eigenen Fehlverhaltens bei diesem Thema immer mehr unter Druck. So ließ er es offenbar zu, dass in seinem Bistum unter seiner Verantwortung als Bischof ein vorbestrafter pädophiler Priester wieder eingesetzt wurde, was zur Folge hatte, dass dieser sich nach einer weiteren Versetzung erneut an Kindern verging. (Quelle: Erzbistum München und Freising, 12.03.2010, wurde vor dem 21.04.2010 von der Homepage des Bistums entfernt, Kopie liegt uns aber vor)

Die britische Zeitschrift "The Guardian" berichtet gar, Bischof Ratzinger persönlich hätte im Jahr 2001 als Leiter der Glaubenskongregation eine alte Weisung an katholische Bischöfe aus dem Jahr 1962 erneuert, Missbrauchsfälle zu vertuschen. Da diese Dokumente nicht öffentlich zugänglich sind, können wir deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfen.

Wir fordern daher von der katholische Kirche:

Dieses Trauerspiel muss endlich ein Ende haben!

  1. Sofortige Einschaltung eines unabhängigen Opferanwaltes bei jedem Fall von Missbrauch
    Dieser Anwalt entscheidet dann im Einvernehmen mit den Betroffenen über die Einschaltung der Staatsanwaltschaft. Kirchliche Stellen wie beispielsweise Bischof Ackermann stellen eine viel zu große Hürde dar, um überhaupt für eine Mehrzahl von Betroffenen als Anlaufstelle dienen zu können. Wie sollte ein Mensch der innerhalb der Kirche missbraucht wurde das Vertrauen aufbringen, sich erneut am Vertreter dieser Kirche zu wenden? Das anzunehmen ist weltfremd.
  2. Sofortige Veröffentlichung jedes Verdachts auf sexuellen Missbrauch
    Erst dadurch werden weitere Opfer in die Lage versetzt, sich als Betroffene beim Opferanwalt zu melden. Die wenigsten Menschen bringen aufgrund ihrer schweren seelischen Verletzungen die Kraft und den Mut auf, das von sich aus zu tun. Für eine vollständige Aufarbeitung ist es aber notwendig, möglichst alle Betroffene auch zu erreichen. Namensnennungen stehen dabei nicht im Vordergrund. Die Namen der Opfer sowieso nur auf deren ausdrücklichen Wunsch.
  3. Einschaltung unabhängiger Therapeuten zur Betreuung der Opfer
    Kaum ein durch eine Kirche missbrauchter Mensch bringt noch das Vertrauen in die Kirche auf, sich überhaupt an eine kirchliche Stelle zu wenden. Therapeuten, die mit der Kirche nichts zu tun haben, sind daher absolut notwendig. Ein Kontakt zu kirchlichen Therapeuten wird von manchen Betroffenen als Täterkontakt aufgefasst, was den Erfolg einer Therapie verhindert.
  4. Priester mit pädophilen Neigungen dürfen keinen Kontakt zu Kindern haben
    Dies ist zwar eigentlich schon Bestandteil der bisherigen "Leitlinien", wurde aber offenbar bisher nicht zuverlässig umgesetzt. Glaubwürdigkeit entsteht jedoch durch Handeln!
  5. Verbindliche Umsetzung dieser Vorgaben in allen Diözesen mit Strafandrohung
    Empfindliche disziplinarische Strafen gegen Bischöfe, die gegen diese Vorgaben verstoßen sind notwendig, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Weitere Verfehlungen von Bischöfen wären nicht nur für die katholische Kirche verheerend, sondern vor allem für die Kinder, die Opfer werden.
  6. Entschuldigung des Papstes bei den Opfern
    Eine Entschuldigung des Papstes halten wir als Zeichen von Achtung vor der Schöpfung und vor den Menschen, denen innerhalb der Kirche Gewalt angetan wurde, für das mindeste. Nicht nur für seine eigenen Verfehlungen, sondern auch für die der deutschen Bischofskonferenz. Die Behauptung der Bischöfe, ihre Verfehlungen wären aus "Naivität" heraus geschehen ist keine Entschuldigung, sondern macht es nur noch schlimmer.
Die jüngste Aufdeckung von Missbrauchsfällen an Jesuitenschulen hat auch den Weg gezeigt, wie eine Aufarbeitung sinnvoll erfolgen kann. Erst durch die Einschaltung eines externen Opferanwaltes konnten viele Betroffene das Vertrauen und den Mut fassen, der notwendig ist, sich zu melden.

Auch im Kloster Ettal wurde anscheinend konsequent auf die Hilfe eines solchen Anwalts und auf externe Therapeuten gesetzt. Diese Fälle können ein leuchtendes Beispiel dafür sein, wie die katholische Kirche rückhaltlos aufklären und erneutes Vertrauen schaffen kann.

Ohne konsequente Umsetzung der von uns geforderten oder gleichartiger Transparenzregeln wird das jedoch nicht möglich sein.

Papst und Bischöfe sind es letztlich auch den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern der katholischen Kirche und den vielen untadeligen Priestern und sonstigen Angestellten schuldig, endlich Klarheit und Transparenz zu schaffen. Die unermüdliche Arbeit dieser vielen ehrlichen, aufrechten und mitfühlenden Menschen darf nicht durch Fehlentscheidungen von Bischöfen entwertet oder unberechtigtem Verdacht ausgesetzt werden!


Katholische Kirche untergräbt erneut ihre eigene Glaubwürdigkeit


Beteuerungen, die katholische Kirche würde sich zukünftig hinter die Opfer stellen und nicht hinter die Täter sind inzwischen von der katholischen Bischofskonferenz widerlegt worden.

Nach Misshandlungsvorwürfen gegen den Augsburger Bischof Mixa stellte sich die katholische Bischofskonferenz, vertreten durch ihren Sekretär Hans Langendörfer am 01.04.2010 demonstrativ hinter Bischof Mixa. Indirekt bezichtigte er damit Mixas Opfer der Lüge. (Quelle: BR-Online 03.03.2010)

Nach wochenlangem Leugnen musste inzwischen Bischof Mixa jedoch eingestehen, dass er sehr wohl Kinder geschlagen habe. (Quelle: BR-Online 17.04.2010).

Zusammen mit den Drohungen, die Bischof Mixa im Vorfeld gegen seine Opfer ausgesprochen hatte zeigt sich, dass sich zwar die Beteuerungen der katholischen Kirche geändert haben, nicht jedoch deren Handlungen.

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Zollitsch, legte Bischof Mixa nach Wochen lediglich nahe, sein Amt "vorübergehend ruhen" zu lassen. Und das offenbar erst unter dem Eindruck drastisch ansteigender Kirchenaustritte. (Quelle: BR-Online 21.04.2010, wird anscheinend laufend aktualisiert)

Am 21.04.2010 bot Bischof Mixa schließlich dem Papst seinen Rücktritt an (Quelle: Tagesschau, 21.04.2010, den der Papst am 08.05.2010 nach ungewöhlich kurzer Zeit annahm.

Schon vorher, am 07.05.2005 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen gegen Bischof Mixa wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eingeleitet hat. (Quelle: BR-Online, 07.05.2010)

Damit dürfte der Skandal um sexuellen Missbrauch nun endgültig in der "Chefetage" der katholischen Kirche angekommen sein.

Um so brennender wird damit die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Bemühungen der katholischen Bischofskonferenz bei der Eindämmung und der Aufklärung von Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch, sollte sich der Verdacht erhärten, dass sie Täter in den eigenen Reihen hat.

Immerhin hat das Bistum Augsburg selbst den Missbrauchsvorwurf gegen Bischof Mixa bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Am 15.05.2010 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft die Vorermittlungen wegen sexuellem Missbrauchs eingestellt hat. Sonderermittler Knott bestätigte Jedoch die Vorwürfe der schweren Körperverletzung und der Misshandlung Schutzbefohlener. Quelle: BR-Online, 15.05.2010)

Immer weiter zieht der Skandal um Missbrauch, Gewalt und Vertuschung Kreise auch in den Reihen der katholischen Bischofskonferenz. Am 18.07.2010 wurden neue Vertuschungsvorwürfe bekannt. Diesmal betrifft es den Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Zollitsch selbst. Laut Report Mainz schrieb der heutige Bischof im Jahre 1995 zwei Briefe, in denen er sich gegen die Offenlegung eine Missbrauchs- Skandals in Oberharmersbach wandte. Zollitsch gesteht das offenbar auch ein mit den Worten: "Wir glaubten zu dieser Zeit, dies sei die beste Entscheidung. Heute wissen wir es besser". Quelle: SWR.de, 18.07.2010)

Die Frage ist natürlich, wie glaubwürdig kann der Vorsitzende der Bischofskonferenz bei der Aufklärung von Missbrauch sein, wenn er sich in der Vergangenheit selbst der Vertuschung schuldig gemacht hat?


Kommentar:

Wo ist die Liebe geblieben?

Das Klima der Gewalt muss endlich verschwinden

Immer wieder erschüttern Presseberichte die katholische Kirche, die von Gewalt gegen Kinder durch Priester, Nonnen oder Pfleger in katholischen Kinderheimen berichten.

Uns selbst liegen mehrere Berichte vor, die sich auf ganz unterschiedliche Heime beziehen, aber leider eines gemeinsam haben: die Taten sind inzwischen verjährt.

In den wenigen Fällen, wo diese Vorwürfe nach vielen Jahren an die Öffentlichkeit kommen gleichen sich die Reaktionen der jeweiligen Vertreter der katholischen Kirche. Von schlimmen Verfehlungen Einzelner wird da jedes mal gesprochen.

Wirklich?

Kann es sich die katholische Kirche wirklich so einfach machen angesichts der geradezu epidemisch anmutenden Ausbreitung von Gewalt in den eigenen Reihen?

Muss nicht viel eher von einem Klima der Gewalt in den Einrichtungen der katholischen Kirche ausgegangen werden?

Die Wurzeln der Gewalt fangen bereits im grundlegenden Verhältnis einer Kirche zu den Menschen an, denen sie dienen sollte. Ist dieses durch Dogmatismus und Rechthaberei geprägt, so wird sehr deutlich, dass so eine Kirche sich GEGEN die Menschen stellt.

Gerade in der katholischen Kirche zieht sich dieses "GEGEN" wie ein roter Faden mindestens durch die letzten Jahrzehnte der Kirchengeschichte. Sei es nun die Haltung zur Verhütung oder zur Frage der Gleichberechtigung von Frau und Mann im Priesteramt, wo sich die katholische Kirche seit vielen Jahren GEGEN ihre eigenen Mitglieder stemmt.

So eine Gegnerschaft hat Folgen, ob nun bewusst oder unbewusst.

Die Gefahr ist groß, dass diese grundlegende Gegnerschaft zur Entladung von Gewalt gegen Menschen beiträgt. Und am meisten gefährdet sind nun mal Kinder, die sich nicht wehren können.

Es ist höchste Zeit für die katholische Kirche endlich die Gegnerschaft zu den Menschen zu beenden, das Klima der Gewalt auszuräumen und zu einem Miteinander mit den Menschen zurück zu finden. Damit die Liebe, die Jesus von Nazareth lehrte, endlich wieder glaubwürdig in die Organisation katholische Kirche einziehen kann.

Und damit die Weisheit und Liebe der vielen Menschen, die für die katholische Kirche arbeiten wieder uneingeschränkt der gesamten Gemeinschaft zugute kommt. Denn Weisheit ist nichts was von "oben herab" gelehrt werden kann. Vielmehr können auch Bischöfe diese von einfachen Menschen lernen, denen sie begegnen.

Von einfachen Menschen, so wie Jesus von Nazareth einer war.

Erich B.
Schotterblume e.V.

Katholische Kirche will
Missbrauchsfälle untersuchen

Ein Hoffnungsschimmer?

Am 20 Juni 2011 beschloss die katholische Bischofskonferenz einstimmig, dass Missbrauchsfälle in 27 Diözesen durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) untersucht werden sollen. Die Untersuchung reicht 10 Jahre zurück, in neun Diözesen sogar bis ins Jahr 1945.

Unter Aufsicht von KFN Experten sollen Kirchenmitarbeiter die Personalakten der Diözesen daraufhin durchsuchen, ob es Anzeichen für Missbrauch gibt. Daraufhin soll dann das KFN-Team die Verdachtsfälle auswerten. Alle erreichbaren Opfer sollen dann einen Fragebogen dazu erhalten.

Die Bischofskonferenz möchte auf diese Weise systematisch ermitteln, wie die katholische Kirche mit Missbrauchsfällen umgegangen ist, welche Fehler gemacht wurden und wie in Zukunft neue Missbrauchsfälle verhindert werden können.

Die Untersuchung ist auf eine Dauer von drei Jahren angelegt.


Papst Benedikt entließ 384 Priester wegen Pädophilie-Verdacht


Wie erst jetzt bekannt wurde, entließ der frühere Papst Benedict XVI in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt 384 Priester wegen Kindesmissbrauchs. Dies bestätigte Vatikansprecher Lombardi am 18.01.2014.

Erst nachdem Mitglieder eines UN-Komitees dem Vatikan mangelnde Transparenz im Umgang mit Kindesmissbrauch vorgeworfen hatte, gelangte die italienische Nachrichtenagentur ANSA an diese Informationen, die jedoch zunächst von Lombardi zurückgewiesen wurden, bevor er sie einen Tag später dann bestätigte.

Offenbar tut sich der Vatikan immer noch schwer mit Transparenz und Ehrlichkeit, aber langsam scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass der dringende Handlungsbedarf nicht mehr ignoriert werden kann.

Papst Franziskus entschuldigt sich bei Missbrauhsopfern


Am Freitag, den 11. April 2014 entschuldigte sich Papst Franziskus vor Vertretern des "Internationalen katholischen Büros für Kinder" (BICE) im Vatikan bei den Opfern von Missbrauch in der katholischen Kirche.

"Ich fühle mich gerufen um Vergebung zu bitten für alles Böse, für all den Schaden, den einige Priester angerichtet haben, für die Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern. Die Kirche ist sich dieses Schadens bewusst. Es ist ein persönlicher und moralischer Schaden, verübt durch Männer der Kirche. Und wir wollen uns nicht zurückziehen, was die Behandlung dieses Problems und die Strafen, die verhängt werden müssen, betrifft. Im Gegenteil."

© Schotterblume e.V.